Deutschland stöhnt unter der Hitzewelle, THW-Kräfte bilden sich trotzdem emsig weiter
Ausgerechnet einer der heißesten Tage seit Beginn der flächendeckenden Wetteraufzeichnungen 1881 stand aus Lüneburger THW-Sicht ganz im Zeichen der Fort- und Weiterbildung. Während die Zweite Bergungsgruppe auf unserem Hof den Umgang mit Sauerstofflanze und Kernbohrgerät trainierte und sich die Jugendbetreuer auf Landesverbandsebene zur Tagung auf dem Hannoveraner Messegelände versammelten, fuhren drei unserer Helfer der Fachgruppe Elektroversorgung mit ihrem LKW-Gespann die A7 noch ein Stück weiter bis nach Sarstedt. Dort stand ein Ausbildungstag für E-Gruppen an. Hier der Bildbericht des gastgebenden Ortsverbandes südlich unserer Landeshauptstadt:
Fünf Ortsverbände, 30 Fachkräfte, drei Netzersatzanlagen (NEA) und genug Strom, um 100 Einfamilienhäuser zu versorgen: Am vergangenen Sonnabend zog das THW zur Fachausbildung Elektroversorgung in Sarstedt Material und Kompetenz aus den Ortsverbänden Norden, Lüneburg, Nordenham, Hannover-Langenhagen und Bad Lauterberg zusammen. „Wir gehören zur Lehrfachgruppe Elektroversorgung des THW“, erläuterte Christian Hoffmann, Zugführer des Sarstedter THW, „deshalb haben wir einen Ausbildungsdienst organisiert.“
Die Versorgung der Bevölkerung mit elektrischem Strom sicher zu stellen, ist eine der Aufgaben des THW. Dafür hält es spezialisierte Fachgruppen vor, in denen nur ausgebildete Elektrofachkräfte eingesetzt werden. Trotz dieser Grundlagen führt die Ausbildung im THW aber weiter: „Wir trainieren regelmäßig, unsere Netzersatzanlagen mit dem öffentlichen Stromnetz zu verbinden“, erklärte Hoffmann weiter. „Das ist schon komplexer, als nur den Stecker in die Dose zu stecken, wenn man in Niederspannungsnetzen arbeitet. Allein die Berechnung des Erdungswiderstandes ist eine Sache, die man lernen muss.“
Der Plan für die praktische Ausbildung stand also schon fest. Vorher startete der Tag erst mal mit einem herzlichen Willkommen und einem Theorie-Teil. Seinen Begrüßungsworten ließ der Sarstedter Ortsbeauftragte Dr.-Ing. Christian Rathke einen kurzen Vortrag über „Übertragungsnetze im europäischen Verbund“ folgen: „Eigentlich hat dieses Thema keinen Bezug zu unseren Einsätzen, da wir normalerweise erst ab der Trafostation arbeiten“, merkte er an, „aber das THW steht schließlich auch dafür, seinen Horizont ein wenig zu erweitern. Und angesichts der aktuellen Diskussion um den Umbau des deutschen Netzes ist das ein spannendes Thema für unsere Fachkräfte.“ Rathke kann hier aus dem Vollen schöpfen: Er ist beruflich für einen großen europäischen Netzbetreiber tätig.
Der Praxisteil fand mit Unterstützung der AVACON AG auf dem Schützenplatz statt. Die THW-Spezialisten schalteten ihre NEA auf das Sarstedter Stromnetz. Hatte keiner gemerkt? So soll es ja auch sein! Im Ernstfall würden die drei unscheinbaren blauen Anhänger zusammen 550 kVA erzeugen – genug Strom für 100 Einfamilienhäuser. Die Voraussetzung ist hierbei ein eingespieltes und gut ausgebildetes Team. „Wir freuen uns sehr über die Einladung nach Sarstedt“, sagte Zugführer Andreas Dirksen vom Ortsverband Norden, „gerade den Parallelbetrieb von mehreren zusammengeschalteten NEA kann man nur selten üben. Außerdem ist es immer wieder schön, weiter entfernt wohnende Mitglieder der THW-Familie zu treffen!“ Und deshalb war der dritte und letzte Punkt auf dem Tagesplan noch die Kameradschaftspflege: „Passend zum Wetter haben wir uns im Giftener Teich abgekühlt“, sagte Hoffmann. In der Zwischenzeit heizten einige der Gastgeber den Grill im Ortsverband an. Dirksen zeigte sich begeistert: „Wir hatten heute sehr viel Spaß und nehmen reichlich Informationen und Eindrücke mit nach Hause. Erst eine perfekt organisierte Ausbildung und dann auch noch eine gemütliche Runde im eingeschworenen Kreis – das wiegt die lange Anreise mehr als auf.“ Auch Hoffmann zeigte sich am Ende des Tages zufrieden: „Mich begeistert vor Allem die rege Teilnahme. Dass 30 Menschen in ihrer Freizeit aus ganz Norddeutschland zusammenkommen, um sich dafür fortzubilden, anderen zu helfen, zeigt mir, dass unsere Ehrenamtskultur immer noch funktioniert.“
Text und Fotos: Philip Ziemek, Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit/THW Sarstedt