Grußwort des Ortsbeauftragten zu Weihnachten und zum Jahreswechsel
Liebe Besucherinnen und Besucher von thw-lueneburg.de.
liebe Kameradinnen und Kameraden,
wie immer saß ich vor einigen Wochen an meinem Schreibtisch und grübelte über den Text meiner Weihnachtskarte nach. Worüber sollte ich in diesem Jahr schreiben, was hatte mich bewegt. Es kam mir in den Sinn, das wohl der Krieg in der Ukraine viele von uns berührt und vor allem auch besorgt. Denn seit Februar 2022 ist der Krieg zurück in Europa. Die Menschen in der Ukraine erleben inzwischen den dritten Kriegswinter. Ich dachte an einen Spruch der Friedensbewegung der 1980er Jahre: „Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin.“ Nicht hingehen war für die Menschen dort keine Option, der Krieg ist ungefragt zu ihnen gekommen. Ich schrieb über das mulmige Gefühl, das mich überkommt, wenn ich höre, dass die Bundeswehr wieder verteidigungsfähig und wir, das THW, wieder zivilschutzfähig werden sollen, auch, wenn das sind die Aufgaben dieser Einrichtungen und es ist fragwürdig, dass sie diese aktuell nicht erfüllen können.
Meist nehme ich diesen Text als Basis für das Grußwort, dass ich hier auf der Homepage meines Ortsverbandes veröffentliche. In diesem Jahr gibt es einen tragischen Grund, davon abzuweichen.
Einerseits müssen wir uns wieder auf Bedrohungen von außen einstellen, die für uns in 75 Jahren Bundesrepublik zwischenzeitlich eher abstrakter Natur waren. Andererseits müssen wir inzwischen immer wieder feststellen, dass es auch von innen Bedrohungen gibt. Dies zeigt der schreckliche Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg, bei dem es fünf Tote und mehr als 200 Verletzte gab. Unter den Toten ist auch ein Kamerad einer Kinderfeuerwehr aus dem Bezirk Braunschweig. André durfte nur neun Jahre alt werden. Nicht nur für seine Familie, sondern für alle Betroffenen wird nichts mehr so sein wie vorher. Wir sind fühlende Wesen, empfinden Liebe und Zuneigung und Verluste belasten unsere Seele. Manchmal so sehr, dass wir daran zerbrechen.
Mir stellt sich die Frage, wie wir mit solchen Ereignissen umgehen sollen. Die Täter, egal welcher Ideologie sie anhängen, wollen uns verunsichern. Sie wollen, dass wir unsere freiheitliche Lebensweise einschränken, um der Sicherheit willen. Nur werden sie immer wieder neue Wege finden, diese Sicherheit zu erschüttern. So lange, bis wir den letzten Rest Freiheit aufgegeben haben. Wir können also nur verlieren, eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Ich jedenfalls habe mit meiner Tochter das Weihnachtssingen auf dem Lüneburger Marktplatz besucht. Das Ereignis von Magdeburg hatte ich dabei im Hinterkopf. Aber einen Sieg wollte ich dem Täter nicht gönnen.
Von der Öffentlichkeit weniger beachtet hat sich auch in der THW-Familie Schlimmes ereignet. Am 3. Dezember wurde unsere Kameradin Eva-Maria aus dem Ortsverband Coburg als vermisst gemeldet. Letztmalig wurde sie einige Tage vorher an einem Dienstabend in ihrem Ortsverband gesehen. Vier Tage später bestätigten sich die schlimmsten Befürchtungen, Eva-Marias Leiche wird in einem Müllcontainer unweit des Ortsverbandes gefunden. Tragisch: als tatverdächtig gilt ein THW-Kamerad aus dem selben Ortsverband. Die Umstände der Tat sind unklar, aber welche Umstände könnten den Tod eines Menschen auch rechtfertigen?
Nehmen wir all das zusammen, blicken wir wohl eher skeptisch nach Vorne. Zu vieles, so denken wir, entzieht sich unserem Einfluss. Bei vielen Dingen ist es wohl auch so, doch nicht bei allen. Alles, was wir tun, beeinflusst die Menschen um uns herum. Das Gute und das Schlechte. Veränderung fängt bei uns selbst an. Also schauen wir doch einmal, was wir tun können für ein besseres Morgen. Die Weihnachtszeit ist der ideale Zeitraum dafür. Auch um zurückzublicken, was wir selbst mit einer positiven Einstellung bereits zum Guten verändert haben.
Und damit wünsche ich auch in diesem Jahr wieder Ihnen, Ihrer Familie und Ihren Mitstreitenden eine ruhige und besinnliche Weihnachtszeit und alles erdenklich Gute für 2025, auch im Namen meines Ortsverbandes und meiner Familie.
Herzlichst
Ingo Perkun
Ortsbeauftragter