Grußwort des Ortsbeauftragten zu Weihnachten und zum Jahreswechsel
Liebe Besucherinnen und Besucher von thw-lueneburg.de,
eine junge Frau zeigt Zivilcourage und bezahlt dafür mit dem Leben. Sicher haben wir alle diesen Vorfall in den Medien verfolgt. Nicht zum ersten Mal hören wir davon, dass Menschen ihr Leben verlieren, weil sie anderen helfen wollten. Manchmal sind es auch Menschen, die einfach nur den Zorn eines anderen auf sich gezogen haben. Weil sie anders aussahen, anders lebten oder die zur falschen Zeit am falschen Ort waren.
Obwohl niemand von uns dabei gewesen ist und den genauen Ablauf kennt, dürfte klar sein: so etwas darf es in unserer Gesellschaft nicht geben. Ich beobachte jedoch schon seit längerer Zeit, dass der Umgang miteinander immer aggressiver wird. Die Ellenbogengesellschaft bahnt sich ihren Weg. „Erst ich und dann die anderen“ scheint heute das Motto vieler Menschen zu sein. Immer mehr Menschen lassen auch jegliche Umgangsformen vermissen. Das Sprechen in ganzen Sätzen, ein höfliches „Guten Tag“ oder „Bitte“ und „Danke“ scheinen viele nicht mehr zu kennen. Anstatt sich aber darüber Gedanken zu machen, wird gegen eine Islamisierung des Abendlandes demonstriert.
Dabei ließ bereits Kaiser Wilhelm II. 1914 in Wünsdorf eine Moschee für islamische Kriegsgefangene errichten. Und auch die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Aber es ist viel einfacher mit diffusen und widersprüchlichen Behauptungen anderen die Schuld für Missstände zu geben. Jeder, der es wagt etwas dagegen zu sagen, wird als Gutmensch diffamiert. Wenn jedoch aus dem Dunstkreis dieser Bewegung behauptet wird, das hissen der Bundesflagge sei in Deutschland gesetzlich verboten oder der Solidaritätszuschlag sei dazu da, dass Migranten keine Steuern bezahlen müssen, frage ich mich schon, auf welchem Niveau man sich hier bewegt.
Auch in der Wirtschaft ist die Entwicklung von einem immer stärkeren Egoismus geprägt. Anstatt sich um das Wohl der Mitarbeiter Gedanken zu machen, geht es gerade in den größeren Unternehmen nur darum möglichst großen Profit zu machen. Und das oft ohne Rücksicht auf Verluste. Ohne Frage, ein Unternehmen muss rentabel sein, nur so kann es auf Dauer bestehen. Aber ob am Ende 20, 30 oder 40 Millionen übrig bleiben ist doch eigentlich völlig egal. Doch die Manager und Aktionäre sehen das anders. Sie denken in den seltensten Fällen an das Wohl unserer Gesellschaft. Nach Möglichkeit werden noch Steuersparmodelle genutzt um den Gewinn noch einmal zu steigern. Das alles natürlich völlig legal und ohne schlechtes Gewissen.
Mir macht das alles große Sorgen. Denn wo wird es eines Tages hinführen? Wenn jeder an sich selber denkt, ist an alle gedacht? Soll das unsere Zukunft sein? Viele bleiben so auf der Strecke. Die Schere zwischen Arm und Reich geht besonders in Deutschland immer weiter auseinander. Die OECD hat die Bundesrepublik daher gerade aufgefordert hier dringend gegenzusteuern. Wann und ob hier etwas passiert? Ich weiß es nicht.
Dabei würde es wohl keinem weh tun einfach ein wenig „netter“ durchs Leben zu gehen. Anfangen können wir schon bei uns selbst. Ich gebe zu, auch ich bin nicht immer aufmerksam im Umgang mit anderen. Aber wenn ich darauf achte merke ich, dass ich oft etwas zurückbekomme. Ein Lächeln, einen freundlichen Gruß oder ein Dankeschön. Und ich merke, dass das etwas mit mir macht. Ich fühle mich gut und freue mich darüber. Manchmal wird ein grauer Tag etwas freundlicher. Oft stelle ich auch fest, dass man den Leuten im Gedächtnis bleibt. Wenn die Verkäuferin am Kiosk fragt „Heute keine Mettbrötchen dazu?“, dann bin ich mir sicher, den griesgrämigen, unfreundlichen Kunden hätte sie das nicht gefragt. Denn sie hätte sich bestimmt nicht daran erinnern.
Die Verkäuferin im Supermarkt, die Bedienung im Lokal oder auch der Schaffner in der Bahn freuen sich über das eine oder andere nette Wort. Etwas Rücksicht auf andere kostet auch nichts. Mal beim Kinderwagen oder beim Koffer anfassen, alten Leuten die Treppe hinunter helfen, warum tun wir das nicht häufiger?
In Schweden testen übrigens derzeit Firmen den Sechs-Stunden-Arbeitstag bei vollem Lohnausgleich. Um keine Verluste zu machen, musste die Effektivität um 20 Prozent steigen. Sie stieg um 50 Prozent. Der Krankenstand sank von 11 Prozent auf knapp über 6 Prozent. Dieses Beispiel zeigt ebenfalls sehr deutlich, was ich meine.
Jeder von uns kann seinen Teil dazu beitragen, dass unsere Welt ein Stück besser wird. Und jeder von uns wird davon profitieren, denn jedem wird es ein kleines Stück besser gehen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ihren Familien ein frohes Weihnachtsfest und alles Gute für das Jahr 2015. Bleiben sie uns gewogen und schauen sie auch im nächsten Jahr wieder regelmäßig bei uns vorbei
Herzlichst
Ingo Perkun
Ortsbeauftragter